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Kleine Drachenkunde
Von Fabelwesen, Himmelsstürmern, Echsen und zänkischen Frauen
Der Drache oder der Drachen? Das Fabelwesen heißt „Drache“. Der Begriff „Drache“ ist dem lateinischen Wort „draco“ entlehnt, das wiederum vom griechischen „dracon“ abstammt und „große Schlange“ bedeutet. Im Deutschen finden wir das Wort „Lindwurm“. |
Damit ist eine schlangenähnliche Drachenart gemeint, die zwei Beine und keine Flügel hat. Das Wort „lint“ ist althochdeutsch und bedeutet ebenfalls „Schlange“. Städtenamen mit den Silben „Lind“ oder „Limb“ gehen auf eine Drachensage zurück.
Der Begriff „Drachen“ bezeichnet zum einen das Sport- und Spielgerät, zum anderen wird eine streit- und herrschsüchtige Frau „Hausdrachen“ genannt. |
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Drache oder Dinosaurier?
Haben die Menschen, die über Drachen berichteten, vielleicht nur die letzten überlebenden Dinosaurier gesehen? Ist Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness vielleicht der letzte europäische Wasserdrache? Dafür gibt es keine Beweise. Aber es gibt Menschen, die durchaus daran glauben und nach Drachen forschen. Es sind Kryptozoologen. Einige von ihnen sind richtige Wissenschaftler, andere möchten gerne Wissenschaftler sein, schreiben allerdings jede Menge dummes Zeug.
Die Kryptozoologie ist auf der Suche nach geheimen und unbekannten Tieren. Sagen und Legenden bilden oftmals die Grundlagen ihrer Untersuchungen. |
Das Fabeltier
Der Drache hat eine gespaltene Zunge und einen langen Hals. Der Kopf, den es auch schon mal mehrfach geben kann, ähnelt einem Pferd oder einem Kamel. Seine Augen sind groß, rund und starr, wie bei einem Krokodil. Manchmal hat er Hörner und seine Ohren gleichen denen eines Ochsen. Mitunter hat er den Körper eines großen Wurms, einer Schlange oder eines Löwen. Seine Haut ist voller großer Schuppen, wie bei einem Fisch. Die Schuppen können bunt glänzen oder sind einfarbig von rot über grün bis tiefschwarz. Seine Füße gleichen den Klauen eines Adlers, von denen er zwei oder vier haben kann. Bisweilen besitzt er große oder kleine Flügel, wie eine Fledermaus. Seine Größe reicht von winzig bis riesengroß. Er kann Feuer speien und wird steinalt. Sein Lebensraum ist eine große Höhle, ein See oder das Meer. Ob er gutmütig und weise oder bösartig und grausam ist, entscheiden die Menschen, in den verschiedenen Kulturkreisen.
Eines steht jedoch fest: Der Drache zieht kleine und große Menschen in seinen Bann, gestern wie heute... |
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Der westliche Drache
Er ist ein feuerspeiendes Ungeheuer, das die Menschen bedroht und Chaos verbreitet. Der westliche Drache raubt Jungfrauen und verschont auch Prinzessinnen nicht. Oft hütet er einen unermesslichen Schatz, den es ihm zu entreißen gilt. Schnell finden sich gerade im Mittelalter immer wieder junge Helden, die als Drachentöter in Sagen und Legenden eingehen. |
Von Apollo, Zeus und Herakles in der Antike, über Thor, Siegfried und dem heiligen Georg im Mittelalter: Es gibt viele Überlieferungen und Sagen vom Kampf „Gut gegen Böse“. Meistens gewinnen die Ritter, der Drache ist am Ende tot. Martha von Bethanien soll hingegen den bösen Drachen Taraque mit dem Kreuzzeichen und Weihwasser gebändigt haben. Lammfromm ließ er sich von ihr an ihrem Gürtel nach Arles führen, wo er fortan im breiten Fluss der Rhone leben durfte – friedlich so nimmt man an.
Im alten Testament ist Leviathan ein Seeungeheuer und Behemoth ein an Land lebendes Untier. Im neuen Testament tötet der Erzengel Michael einen siebenköpfigen Drachen und bezwingt damit sinnbildlich den Teufel. Aus diesen Überlieferungen stammt vermutlich der böse Charakter des europäischen Drachen im Mittelalter.
Seit 500 Jahren findet im bayerischen Furth im Wald das historische Festspiel „Der Drachenstich“ statt. Ein Ritterspiel, bei dem die Stadt durch einen edlen Ritter von einem 18 m langen Ungeheuer befreit wird. Da verwundert es auch nicht, dass es in Furth i.W. seit 1999 das erste Deutsche Drachenmuseum gibt.
Der östliche Drache
Er ist in Asien das Symbol für Schutz, Glück und Frieden. Der östliche Drache ist freundlich, weise und intelligent. Sein Aussehen erinnert noch am ehesten an eine große Schlange mit vier Beinen.
In China folgt die Drachengeschichte einer 5000 Jahre alten Tradition. Sie beginnt damit, dass die Chinesen, einer Sage nach, von einem Drachen abstammen. Auch heute noch werden in ländlichen Regionen Chinas Drachen als Gottheiten angebetet:
Tien-lung ist der himmlische Drache, der Beschützer der Götter und Kaiser. |
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Shen-lung ist der geistliche Drache, der Herrscher über den Wind und den Regen.
Ti-long ist der irdische Drache, der Herrscher über das Meer, die Flüsse und Seen.
Fut’s-Lung ist der unterirdische Drache, der Wächter der geheimen und verborgenen Schätze.
Der Drache Long-Wang lebt in einem Palast am Meeresgrund und ist der König der Drachen. 1644 hielt das Drachensymbol, mit der Machtübernahme der Qing-Dynastie, Einzug in die Paläste der chinesischen Kaiser. Das Gesicht des Kaisers wurde das Drachenantlitz genannt und er regierte auf dem Drachenthron. Vom Drachenboot, über Drachenbett und Drachenklo, wurde alles kaiserliche mit dem Drachen verbunden. Es ging sogar so weit, dass die Menschen in China glaubten, ihr Kaiser könne die Gestalt eines Drachen annehmen. |
Das Jahr des Drachen
Im chinesischen Horoskop ist der Drache eines der zwölf Tierkreiszeichen. Alle zwölf Jahre, nach einer besonderen Zeitrechnung, leben die Chinesen im Jahr des Drachen. Das letzte Drachenjahr war das Jahr 2000. Wer in einem Drachenjahr geboren ist, ist gesund, voller Energie, leicht erregbar, ungeduldig, hartnäckig und hat ein langes Leben. |
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Chinesisches Zeichen für Drachen |
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Das Drachenbootrennen
Mittlerweile finden auch bei uns alljährlich auf Flüssen und Seen Drachenbootrennen statt.
Bei den Aktiven und Zuschauern ist es ein beliebter Sport geworden. Seinen Ursprung hat das Rennen in Südchina, wo seit über 2000 Jahren Drachenbootfeste stattfinden. Die traditionellen Drachenboote aus China sind mehr als 30 m lang und aus schwerem Holz gefertigt. Jedes Boot hat vorne einen Drachenkopf und hinten einen Drachenschwanz. |
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Seit 1987 finden Drachenbootrennen in Deutschland statt. Die Sportboote sind deutlich kleiner und leichter, als die chinesischen Drachenboote. Bis zu 20 Paddler bewegen das Boot auf dem Wasser fort. Der angenehmste Platz im Boot ist der des Trommlers. Er sitzt vor einer großen Trommel im Bug und gibt den Schlagrhythmus vor, dabei feuert er die Paddler auch mit Worten lautstark an. Der Steuermann, der am Heck des Drachenboots steht, hat die Aufgabe, das Boot auf Kurs zu halten. Die Rennstrecken sind 250, 500 oder 1.000 m lang.
Neben den chinesischen Drachenbooten werden auch die Langschiffe der Wikinger als Drachenboote bezeichnet. Seit 1929 werden Kielboote mit einer einfachen Kajüte der Bootsklasse „Drachen“ zugeordnet. |
Drachen als Himmelsstürmer und in der Mathematik |
Wenn wir uns mit dem Drachen in der Mathematik beschäftigen, dann fällt uns der Zusammenhang zwischen dem Drachenviereck und dem einfachen Flugdrachen sofort ins Auge: Das Drachenviereck, mathematisch Deltoid genannt, ist ein ebenes Viereck. Seine Diagonalen stehen senkrecht aufeinander und schneiden sich am Punkt E. Die längere Diagonale ist gleichzeitig die Symmetrieachse des Drachenvierecks. Die beiden jeweils nicht gegenüberliegenden Seiten sind gleich groß. |
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Damit ist die Bauform des einfachen Flugdrachen auch geklärt. Aber die Drachen am Himmel sind ebenso bunt und vielfältig, wie die Fabeltiere. Ihre Geschichte beginnt auch in der Antike und hat ihre Wurzeln im China des 5. Jahrhunderts vor Christus.
Drachen sind Spielzeug und Sportgerät. Sie bilden in Deutschland sogar eine eigene Luftfahrzeugklasse. Aber wie kommt ein Drachen in den Himmel?
Um einen Drachen steigen zu lassen, brauchen wir Wind. Erst wenn der Drachen in einem bestimmtem Winkel zum Wind steht, können die Kräfte Auftrieb, Gewicht und Zugkraft - im richtigen Verhältnis zueinander - den Drachen in die Höhe bringen. Dabei wird die anströmende Luft gegen die Drachenunterseite gepresst und nach hinten abgelenkt, so entsteht ein Auftrieb, der den Drachen steigt lässt. Je stärker der Wind, desto höher steigt der Drachen. Der Zug auf die Drachenleine wird ebenfalls immer stärker. Die Kräfte die dabei wirken, kann man deutlich in den Armen spüren. |
Der chinesische Flugdrachen
wird auch Jaspisflöte, Windflöte, Windhabicht oder Windflöte genannt. Sie sind aus Papier oder Seide und haben ein Bambusgestänge. Ihre Formen reichen vom „fliegenden Tiger“, über den „Tausendfüssler“ bis hin zur „Wildgans“. An den Schnüren oder den Drachenkörpern werden Instrumentensaiten oder Glöckchen befestigt, die „himmlische“ Musik erklingen lassen. In früheren Zeiten schickten die Chinesen und Japaner auf diesem Weg Botschaften an ihre Götter.
Der einfache Flugdrachen
hat eine viereckige oder einfache geometrische Form. Als sogenannter Einleiner wird an nur einer Leine gehalten und geflogen. Er besteht aus Papier, Plastik oder Nylon. Das Gestänge kann aus Holz oder Plastik sein.
Der Lenkdrachen
wird auch Mehrleiner genannt. Gewöhnlich wird er mit zwei Leinen geflogen und gelenkt. Er kann aber mit bis zu vier Leinen geflogen werden. Dabei können mit den Leinen Loopings, Schrauben und andere Figuren geflogen werden. Größe und Formen können ganz unterschiedlich sein. Die Materialien aus denen diese Sportdrachen hergestellt werden, sind schon sehr hochwertig. Ihre Konstruktionen sind aufwendig und auf einem hohen technischen Stand.
Die Zugdrachen
wird für verschiedene Drachensportarten eingesetzt. Er ist bei entsprechender Windverhältnissen dazu in der Lage, einen Surfer, einen Snowboardfahrer oder einen ganzen Buggy samt Fahrer über das Wasser, die Skipiste oder den Strand zu ziehen. Aus dem englischen haben die Sportler dafür den Begriff „kiting“ übernommen, vielleicht weil es sich cooler anhört als „Drachen steigen lassen“. Obwohl „Drachensurfer“ doch viel gefährlicher klingt als „Kitesurfer“.
Vom Drachenlenker zum Drachenflieger
Während der Drachenlenker seinen Drachen fest an der Leine hält, nutzt der Drachenflieger den Auftrieb, um gleich mit in die Luft zu gehen. Doch bevor sie „dahingleiten“ müssen sie sich zunächst einen Hang hinabstürzen oder sich hochziehen lassen. Drachenflieger haben eine Spannweite von bis zu 11 m und können unter optimalen Bedingungen eine Strecke bis zu 700 km zurücklegen. |
Der letzte Drache zum Schluss
ist eine noch heute in Indonesien lebende Echse – der Komodowaran. Er wird bis zu 3 m lang und ist über 150 kg schwer. Seine gezackten Zähne und die scharfen Klauen erinnern tatsächlich an einen Drachen, zumal ein Komodowaran außerdem sehr streng riecht! Er ist dazu in der Lage, eine ganze Ziege zu verschlingen und auch Büffel sind seine Beutetiere. |
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Und hier geht es wieder zum Drachen-Spezial!
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