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Fänden sie nur da oben Raum,
Wie Nachtigallen wollten sie singen.
Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,
Nun ruderten sie
und landeten stolz.
Und saßen am Ufer weit und breit
Und quakten wie vor alter Zeit.
Johann Wolfgang Goethe 1749 - 1832
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Fink und Frosch
Im Apfelbaume pfeift der Fink
Sein: pinkepink!
Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
Bis auf des Baumes Blätterdach
Und bläht sich auf und quakt: „Ja, ja!
Herr Nachbar, ick bin och noch da!“
Und wie der Vogel frisch und süß
Sein Frühlingslied erklingen ließ,
Gleich muss der Frosch in rauen Tönen
Den Schusterbass dazwischen dröhnen.
„Juchheija, heija!“ spricht der Fink.
„Fort flieg ich flink!“
Und schwingt sich in die Lüfte hoch.
„Wat!“ ruft der Frosch, „dat kann ick och!“
Macht einen ungeschickten Satz,
Fällt auf den harten Gartenplatz,
Ist platt, wie man die Kuchen backt,
Und hat für ewig ausgequakt.
Wenn einer, der mit Mühe kaum
Geklettert ist auf einen Baum,
Schon meint, dass er ein Vogel wär’,
So irrt sich der.
Wilhelm Busch (1832 – 1908)
Frosch
"In dem Wasser ist's freilich kalt,
Darum hab' ich's satt gar bald;
Kommt nun die Sonne mit ihrem Schein,
So sitz' ich hier auf dem breiten Stein,
Sperr weit und breit mein Mäulchen auf,
Und ruf' ihr großen Dank hinauf."
Da sieht einer her von der Brücke Rand;
Dem Frosch ist schon der Knabe bekannt,
Hat schon geworfen manchen Stein,
Und traf er einmal, so tat's nicht sein.
Drum eh' er sich's denkt in seinem Sinn,
Husch fährt der Frosch ins Wasser hin.
Wilhelm Hey 1789 - 1854 |